Wahllo5

15.09.2005

In der gestrigen ARD-Sendung Wahlcheck '05 mit Frank Plasberg zum Thema Arbeitsmarktpolitik wird eine mir zunächst sehr genehme Aufarbeitung einer anderen Sendung zur Wahl geliefert - ein Zusammenschnitt aus Berlin Mitte (1.9., ZDF) mit Paul Kirchhof und Hans Eichel.
Das Problem ist das Problem: Moderator Plasberg moderiert zwar an, dass es hier zu allerlei gegenseitigen Schuldzuweisungen und widersprüchlichen Nennungen von Zahlen gekommen sei - doch die folgende vermeintlich kritische Herangehensweise potenziert letztendlich nur die Ratlosigkeit. Die ARD-Journalisten grenzen sich zwar von den ZDF-Kollegen ab, doch über eine quantitative Auswertung (Bezichtigungen wg. Falschaussagen; Erwähnung von Zahlenwerten) geht es auch hier nicht hinaus. Wir wissen jetzt - was wir so schon bei jeder dieser Diskussionen bemerken, dass sich die Politiker gegenseitig widersprechen und dass sie widersprüchliche Zahlen liefern, die niemand in diesem Moment überprüfen kann. Während in jeder wissenschaftlichen Vorgehensweise eine qualitative Auswertung zu erfolgen hätte, setzt diese Sendung auf den bloßen Effekt des Zusammenschnitts, der die Politikerworte vollends absurd werden lässt.
Statt also - wie nach dem Rededuell am 4.9. in der ARD geschehen - etwa ad hoc mit großem Aufwand Werte aus Meinungsumfragen zu liefern, wäre es wohl eher Aufgabe von Journalisten, einmal nachzuprüfen, wer denn hier Recht hat. Da hilft es auch nichts, wenn Plasberg sich in anderen Talkshows als "Journalisten", explizit aber nicht als "politischen Journalisten" bezeichnet.
Einzige philosophische Konsequenz aus solchen abgefilmten Gesprächsrunden ist letztendlich, dass wir wissen, dass wir nichts wissen - und dass die, die da sprechen, sowohl jetzt die Unwahrheit sagen, wie sie später etwas anderes tun, als sie angekündigt haben.

DH

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