People-Journalismus Was "People-Journalismus" heißt, ist ein Kreuzung aus Theater der Grausamkeit (mal richtig verstanden) und psychoanalytischem Patiententenstadl. Einzelne TV-Sendeformate scheinen nur zu dem Zwecke zu existieren, ihren Moderatorinnen die unmittelbar bevorstehende Frage zu verdeutlichen, entweder mit schrecklich netten Menschen Dinge zu besprechen, die Dritte nichts angehen, oder doch noch die Kurve ins Familienleben zu kriegen. Ich nenne den Namen der Dame hier mal nicht, aber in den letzten 4, 5 Sendungen, in denen ich ein paar Minuten sah (verteilt über die letzen anderthalb Jahre), saßen der kinderlosen Frau immer Menschen gegenüber, die a) von ihren Kindern erzählt haben, b) von ihren Kindern erzählt haben, c) bereuten, keine Kinder zu haben, d) bekannten, Kinder mindestens adoptieren gewollt zu haben, e) kurz vor einer bevorstehenden Adoption gestanden zu haben, als ihre Eltern zum Pflegefall und damit zu ihren Kindern geworden seien, f) dank ihrer 150 Jahre jüngeren Ehefrau doch noch Vaterfreuden erlebt zu haben oder g) mit anderen Winken zu zaunpfahlen, dass diese Grinsewelt und Realitätsscheinhaftigkeit definitiv nichts ist, womit man seine Freizeit verbringen sollte - weder Publikum noch Moderatorin -, wo es doch so viel interessantes Wirkliches und erkennbar Ausgedachtes gibt, was irgendwie welthaltiger ist als vorgeblich Reales, das mindestens zum Teil erfunden und darüber hinaus nur für die jeweiligen Es-erlebt-Habenden von Bedeutung ist. Aber, so kann man sich fragen, was guckt man überhaupt hin, oder, as a Bochumer Busfahrer put it some weeks ago: "Die Tür geht schon von selber zu." Nachtrag ZEIT:
Die kinderlosen Akademiker - sehr drastisch beschrieben.
Schmidt:
Diese Generation ist einfach zu anspruchsvoll. Die lesen alle
diese Glamour- und People-Zeitschriften und glauben auch noch, was da
steht. DH
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